Tausende rockten auf'm Müll

von Carolin Wrede
Hagen. Wenn schwere Junges in Motorrad-Kluft, kleine Kinder in Badehosen und aufgestylte Partygänger gemeinsam neben - und miteinander aus tiefster Seele "Mein Herz schlägt für das Sauerland" singen, dann haben es die SPD-Ortsvereine aus dem Hagener Norden und die Jusos wieder geschafft, Tausende von Hagenern mit dem Musikmix heimischer Bands zum "Rock auf'm Müll" zusammenzutrommeln.

Rock auf'm Müll - das ist ein bierseliges Sommerfest, ein bisschen Woodstock, ein nach Würstchen duftendes Grillevent, eine Sonnenanbeterwiese und ein Rockkonzert mit Pfiffen und Beifall. Und es ist seit neun Jahren traditioneller Ausklang der Sommerferien.
2500 Gäste - so schätzte die Polizei - oder knapp 4000 Besucher - so zählten die Veranstalter - ließen sich einige der letzten Ferienstunden im sonnigen Hameckepark mit vier Bands akkustisch versüßen. Selbst für die Mitarbeiter des Malteser-Hilfdienstes und der Polizei waren es ruhige Stunden, nur ein paar Schürfverletzungen waren zu versorgen.
Die "Talking Family" mit ihren gelungenen Cover-Interpretationen der Talking Heads gab den musikalischen Startschuss für das Treiben auf der ehemaligen Mülldeponie. Im Anschluss daran spielten "Parent's Hope" auf, mit Gitarrenriffs und rauher Stimme eine akkustische Fundgrube für Freunde von Grunge und Crossover.

Mit launigen Sprüchen und perfekt gecoverten Songs lag die "Firma Angst & Bange" in Sachen Unterhaltungswert unschlagbar weit vorn. Ein bisschen ähnelten sie den "Roten Rosen", wenn sie im ACDC-Stil Madonnas "Like a Virgin" coverten oder den Liedern von Reinhard Mey und Wolfgang Petry neue Texte verpassten.
Topacts des Rockfestes war der schon längst über Hagens Stadtgrenzen hinaus bekannte "Marrakesh Express". Mit ihrem straight rock, ihren perfekt aufeinander eingespielten Gitarren und Bässen, mit ihren rauh-aber-herzigen Stimmen, den teilweise irischen und südamerikanischen Musikeinflüssen und ihrer sichtlichen Spielfreude lockten sie - nach anfänglichen technischen Pannen - die Besucher wieder vor die Bühne. Und entsprechend groß war die Begeisterung, als die SPD-Organisatoren kurzerhand eine dreiviertelstündige Verlängerung des Konzerts - bis Viertel vor elf - mitsamt der damit verbundenen möglichen Geldstrafe auf ihre Kappe nahmen.
Frank Hirsch vom SPD-Ortsverein Vorhalle war mit dem neunten Müllrock vollauf zufrieden. "Obwohl es noch wärmer war als im vergangenen Jahr, hatten wir noch mehr Besucher. Tolle Sache."

Autor: Carolin Wrede/ Westfälische Rundschau 1999 …